Ausstellungsprojekt mit vietnamesischen Künstlerinnen und Künstlern
21. April – 31. Mai 1995 in der Galerie Querformat
1. Mai – 31.Mai 1995 parallel in der URANIA
Die Galerie Querformat und der Verein Quarts e.V. hatten sich zur Aufgabe gemacht, ein Forum für Kunst aus Ländern der sogenannten "Dritten Welt" zu sein. So wurden Projekte mit Künstlern aus Haiti, Peru, Bolivien, Mexiko, Senegal, Mali und Benin durchgeführt. Alle Ausstellungen begleitete ein Programm mit Vorträgen, Lesungen, Musik und Workshops.
Gap Go – Begegnungen präsentierte 1995 Pham Luc aus Vietnam erstmals dem deutschen Publikum. Pham Luc lebt und arbeitet in Hanoi. Seinen Bildern wurden Arbeiten vietnamesischer Künstler und Künstlerinnen gegenübergestellt, die in Deutschland wohnen und daher unter dem Einfluss einer fremden Kultur gearbeitet haben.
Mit der Ausstellung sollte der Blick auf ein asiatisches Land gelenkt werden, das durch eine lange Kriegszeit sehr gelitten hatte und einen internationalen politisch-kulturellen Austausch anstrebte, nachdem es sich nur langsam aus der Isolation befreien konnte, in die es nach dem Krieg geraten war. Ein weiterer Anknüpfungspunkt war der 20. Jahrestag des Endes des Vietnamkrieges.
Gap Go wollte auch auf die Lage der Vietnamesen aufmerksam machen, die als Flüchtlinge oder Vertragsarbeiter nach Deutschland gekommen waren: Um generell einen Einblick in das Leben in einer fremden Kultur zu bieten. Aber auch im Hinblick auf die "Rückführung" vieler Vietnamesen in ihr Heimatland sowie das vorherrschende Zerrbild des "vietnamesischen Zigarettenverkäufers" und der damit verbundenen Vorurteile und verkürzten Darstellungen gegenüber dem Leben der Vietnamesen in Deutschland.
Vier völlig verschiedene Lebenswege und künstlerische Entwicklungen kennzeichnen das Spannungsfeld der Ausstellung. Alle vier Künstler und Künstlerinnen stammen aus dem Norden Vietnams. Claudia Viet Borchers und Pham Luc begannen ihre künstlerische Ausbildung an der Kunstschule in Hanoi. Claudia Viet Duc Borchers studierte, nachdem ihr ursprünglich in Vietnam lebender deutscher Vater in die DDR zurückgekehrt war, an der Kunsthochschule in Dresden. Thuy Bich Vu schloss 1994 ihr Studium an der HdK Berlin ab.
Pham Luc ist ein in Vietnam bekannter Maler, der bereits auf eine Reihe internationaler Ausstellungen zurückblicken konnte. Pham Quoc Bao lebt seit 1978 in Deutschland und war als Autodidakt zur Kunst gekommen. Stilistisch stellte die für Vietnam typische alte Tradition der Lackmalerei, die Pham Luc für seine zeitgenössische Kunst benutzt, den Gegenpol zu den Arbeiten von Thuy Bich Vu dar, deren informelle Malerei am stärksten durch die westliche Kunst geprägt ist.
Die vietnamesischen Künstlerinnen und Künstler wurden in der Galerie Querformat und der URANIA ausgestellt. Dazu parallel, in Zusammenarbeit mit der Dezentralen Kulturarbeit des Bezirks Schöneberg, wurden in der Volkshochschule Fotoarbeiten von Ulrich Meyer unter dem Titel "Vietnam – ein Land im Wandel" gezeigt und verschiedene Veranstaltungen zur Kunst und Kultur Vietnams durchgeführt.