8. Mai – 19. Mai 2000, 16 Rue Parchappe, Dakar, Sénégal
Die kleinen Geschäfte im Senegal, die 'magasins', die an vielen Straßenecken Dakars die Dinge des täglichen Gebrauchs verkaufen, sind weit mehr als Orte an denen nur Waren verkauft werden. Sie bieten den Käufern noch etwas, was in Europa nur noch wenig zu finden ist: Sie sind Orte des Austausches, der Information, des Klatsches, der Freude, der Begegnung.
La Boutique, 16 Rue Parchappe • Angelika Huber & Renate Hampke
Sie haben noch all das, was Paul Auster in 'Blue in the face' thematisiert: Sie sind ein Mikrokosmos des Lebens, hier ist ein Fokus auf alle großen und kleinen Gefühle. Alle Geschichten der großen Welt finden hier ihre Entsprechung.
Sie sind zugleich Orte des Chaos und der Ordnung, sie sind Orte der Kommunikation, sie sind Orte des Lebens an dem die Dinge zum Leben angeboten werden, sie sind universale Orte.
La Boutique, 16 Rue Parchappe • Renate Hampke "Seifenobjekt"
Hier ist die Trennung von Arbeit und Leben, die den Rhythmus des europäischen Lebens bestimmt, aufgehoben. Im Gegensatz zu den Verkaufstempeln, in denen Designer den Kauf zum Erlebnis machen, Licht, Geräusche und Gerüche den Käufer beeinflussen sollen und der Vorgang des Erwerbens über dem Wert des Objekt steht, ja zum Selbstzweck wird, zählt hier noch die Ware an sich. Die kleinen Läden Dakars bilden ein Reservoir an sinnlichen Eindrücken, sie bieten einen unermesslichen Reichtum an Farben, Formen, Gerüchen und Geräuschen. Sie bieten alles, was ein Künstler benötigt.
La Boutique, 16 Rue Parchappe
Wie die Waren in diesen Läden stehen die Objekte der Kunst gleichfalls für sich, sie haben ihren Wert aus sich. Sie brauchen nicht das Design um zu wirken, sie brauchen nicht die ästhetische Inszenierung. In den Werken der Kunst kristallisieren sich Chaos und Ordnung, sind Objekte der Kommunikation, Ausdruck aller Gefühle, sie zeigen Schönes und Hässliches – auch sie sind universal. Und warum nicht universale Objekte an einem ‘universalen Ort’ präsentieren?
Nicht der Laden soll in das Museum geholt und zum Kunst-Objekt erhoben werden, denn damit wird er zum museal-erstarrten Kunst-Objekt. Er ist jedoch eigentlich das Gegenteil, ein Ort des Lebens. Und somit der richtige Ort für Kunst.
La Boutique, 16 Rue Parchappe • Peter Gustavus "Objekte"
Diese Gedanken waren der Ausgangspunkt zu dem von Abdoulaye Guissé und Peter Wollenweber von Quarts e.V. organisierten und kuratierten Projekt auf der Dak’art 2000.
Die Biennale Dak’Art ist ein Ereignis, das – wie Kunstveranstaltungen und Kunsträume überall in der Welt – an vielen Bewohnern der Stadt vorbeigeht. Warum soll die Kunst nicht einmal dorthin gehen, wo sie ursprünglich entstand, außerhalb von Galerien, Museen und Kulturzentren.
Und warum soll nicht jeder einmal Kunst erwerben können? Kleine Dinge, die einfach Spaß machen, die vielleicht zum Nachdenken anregen, die schön sind, die spielerisch und sogar manchmal nützlich sein können.
Leonore Bonaccini, Strasbourg, Frankreich W. Jo Brunner, Seesen, Deutschland Mansour Ciss, Sénégal - Deutschland Andreas Fohr, Paris, Frankreich Xavier Fourt, Paris, Frankreich Peter Gustavus, Berlin, Deutschland Renate Hampke, Berlin, Deutschland Angelika Huber, Freiburg, Deutschland Sigrun Jakubaschke, Hamburg, Deutschland Reinhard Kühl, Berlin, Deutschland Ulrich Meyer, Berlin, Deutschland |
Nicola Müller, Berlin, Deutschland Anne Ochmann, Berlin, Deutschland Afous Sarr, Dakar, Sénégal Ingrid Schütz, Berlin, Deutschland Peter Schlangenbader, Berlin, Deutschland Schumacher & Jonas, Berlin, Deutschland Horst Sobotta, Freiburg, Deutschland Annette Stachs, Bonn, Deutschland Barthélémy Toguo, Kamerun - Deutschland Martin Wehmer, Freiburg, Deutschland |