Anlässlich des 60. Geburtstags von Egon Schrick im Jahr 1995 nahm die Galerie Querformat an einer umfassenden Retrospektive seiner Arbeiten teil. Anlässlich seines 70. Geburtstages stellte Galerie Korridor 23 einen Ausschnitt aus dem Werk des in Berlin-Schöneberg lebenden Künstlers aus. Im Mittelpunkt standen die Charakterzeichnungen der letzten Jahre und die Landschaftszeichnungen, mit denen Egon Schrick seit 1998 intensiv arbeitet.
Egon Schrick begann 1960 während seiner Architekturstudien zu malen. 1977 gab er schließlich seine Arbeit als Architekt auf. Im selben Jahr begann er seine Auftritte, die er bis dato ua durchgeführt hat. in Berlin, Moskau und Warschau. Schricks Zeichnungen sind eng mit den Performances verwoben. Zeichnen ist eine elementare Komponente der Aktionen. Und die Zeichnungen, die mit schwarzer Tinte und Kreide ausgeführt werden, entstehen aus einem spontanen, actionistischen Prozess der Schöpfung und zeigen oft gewalttätige Bewegungen
Bereits im Laufe der 60er Jahre konzentrieren sich die Zeichnungen von Egon Schrick zunehmend auf die menschliche Figur. Ausgangspunkt vieler Bilder sind persönliche Erfahrungen, Kindheitserinnerungen und Beziehungen. Die Darstellung der Figuren ist expressiv, manchmal grotesk. Zentrales Thema ist das Verhältnis von starren sozialen Strukturen und individuellen Bedürfnissen, von Macht und Ohnmacht, aus denen Angst und Aggression, aber auch Lust und Ekstase hervorbrechen können. Die Zeichnungen bewegen sich zwischen den Extremen, sie zeigen frei schwebende und ineinander verhakte Figuren, zwischen Lust und Leiden schwankende Gebärden.
Seit den 80er Jahren setzt sich Egon Schrick verstärkt mit politischen Themen auseinander, mit der NS-Vergangenheit und den globalen Kriegen und Genoziden der Gegenwart. Flüchtlingsströme, verstreute Leichen und leidende Gestalten stehen im Mittelpunkt dieser Zeichnungen. Die Bilder zeigen die erschütternden existentiellen Konsequenzen der gewalttätigen Machtausübung, die von totalitären Weltanschauungen ausgeht. In den Arbeiten der 90er Jahre gewinnt der die Figuren umgebende Raum, den Schrick in früheren Werken nur angedeutet hat, an Bedeutung. 1998 wird er zum eigenständigen Motiv. Seither sind zahlreiche, zum Teil großformatige Landschaftszeichnungen entstanden. Sie zeigen leere unwirtliche Gegenden, die von dramatischen Stimmungen beherrscht werden. Raster spitzer Stangen, die an Zivilisationsrelikte oder an Baumskelette erinnern, und versprengte Figuren verstärken den Eindruck von Zerstörung und Einsamkeit in diesen Bildern. Auch diese fiktiven Landschaften schwanken zwischen Extremen, zwischen Licht und Dunkel, Hoffnung und Untergang.
Schricks Zeichnungen wirken oft tragisch oder düster, bei näherem Hinsehen entdeckt man ihre vielfältigen Nuancen, wie die komische Überzeichnung von Figuren oder die poetische Modulation einer Landschaft. Immer sind seine Bildwelten von großer Eindringlichkeit.